Kohlhammer Druck automatisiert Falzbereich mit MBO
Autonome Produktion vom Anleger bis zum Absetzen
von Redaktion,
Hochperformant und hochautomatisiert – so sollte die Falzerei bei Kohlhammer Druck in Stuttgart aussehen. Gemeinsam mit der MBO Postpress Solutions GmbH mit Hauptsitz in Oppenweiler stellte die Druckerei diesen Bereich komplett neu auf – und produziert jetzt mit einer weltweit bislang einmaligen Lösung.
Kohlhammer Druck mit Sitz in Stuttgart produziert mit rund 130 Mitarbeitern Magazine, Bücher, Kataloge, Broschüren und vieles mehr. Das Spektrum des Unternehmens reicht von der Druckvorstufe, komplett mit Repro, Satz und Datenmanagement, über den Digitaldruck (Rolle und Bogen), Offsetdruck mit drei XL-Druckmaschinen und einer vollständig ausgestatteten Druckweiterverarbeitung bis hin zu Logistik und Versand. Pro Monat fallen ca. 1500 Signaturen an, die auf den insgesamt drei Druckmaschinen produziert werden: Eine große Aufgabe für die Falzerei.
Als der Falzbereich im Unternehmen neu aufgestellt werden sollte, stand vor allem das Thema Automatisierung im Vordergrund, um mit möglichst wenig Personal einen möglichst hohen Durchsatz zu erzielen. „Es ist nicht so, dass wir keine Mitarbeiter einstellen wollen“, erklärt Kohlhammer-Geschäftsführer Steffen Franzisi den Ansatz. „Es sind nur keine qualifizierten Kräfte auf dem freien Markt zu bekommen.“
Für die MBO Postpress Solution war schnell klar, dass es sich bei dieser Ausgabe um kein alltägliches Projekt handelte, denn die Wunschliste der Stuttgarter war durchaus ein bisschen ungewöhnlich und anspruchsvoll. Dazu gehörte zum Beispiel die Bedienmöglichkeit der Maschinen über Tablets. Ziel war es, die Maschinen für einen recht langen Zeitraum autonom laufen zu lassen, ohne dass ein Bediener danebensteht.
Vollautomatischer Auftragswechsel mit Autopilot
Doch es blieb nicht nur bei den Tablets: Kohlhammer und MBO sind sich einig, dass diese Ausführung einer Falzerei mit dem jetzt realisierten Automatisierungsgrad weltweit bislang einmalig ist. Die Maschinen produzieren durchgängig autonom vom Anleger bis hin zum Absetzen der gefalzten Signaturen auf der Palette im Sinne einer komplett automatisierten Weiterverarbeitungslinie. Der Clou dabei: auch der Signaturenwechsel sowie die Qualitätskontrolle erfolgen vollautomatisch.
Herzstück der Produktion sind drei neue Falzmaschinen des Typs K8 in der Super-KTL-Konfiguration, jede ausgestattet mit der Auslage A80, einem Kurventisch KT90 R Advanced sowie dem kollaborativen Roboter CoBo-Stack, der das Absetzen der Signaturen auf der Palette übernimmt.
Ganz neu an diesem System – und bis dahin eben einzigartig bei Kohlhammer – ist zum einen der Autopilot, der dafür sorgt, dass die Maschine selbsttätig einen Auftragswechsel vornehmen kann. Dafür gibt es am Palettenanleger eine Kamera, die einen auf jedem Druckbogen aufgedruckten QR-Code ausliest und die Informationen aus dem MBO Datamanager in Verbindung mit dem MIS verarbeitet. Jeder Auftrag und jede Signatur verfügt über einen eigenen Code. Ändert sich der Code, wird die Produktion kurz unterbrochen. Die Maschine rüstet selbsttätig. Auch die Auslage A80 erhält vom Autopilot die Information über den Wechsel und setzt die neue Signatur automatisch mit dem CoBo-Stack auf eine neue Palette ab.
Ebenfalls neu entwickelt wurde die automatische Falzqualitätskontrolle VT50, welche direkt im Anschluss an die Falzmaschine stattfindet. Dazu vermessen zwei Kameras die Falztoleranzen der fertig gefalzten Bogen. Diese Toleranzen können vom Kunden auftragsspezifisch eingestellt werden. Fehlgefalzte Bogen beziehungsweise solche, die nicht in der voreingestellten Toleranz liegen, werden ausgeschleust. So gelangen nur einwandfrei gefalzte Bogen in die Auslage.
Falzen 4.0
Um diese durchgängige Automatisierung zu realisieren, muss natürlich auch die Kommunikation der entsprechenden Software mit den bereits vorhandenen Systemen funktionieren.
So kommuniziert bei Kohlhammer der MBO Datamanager mit zwei übergeordneten Systemen – zum einen mit dem MIS von Printplus, zum anderem mit der Workflowsoftware Prinect von Heidelberg. Von Printplus kommen die Auftragsdaten und von Prinect die realen Falzdaten. Das heißt, die Maschine lädt keine Rohvoreinstellungen, sondern die realen Daten aus der Druckvorstufe. Auch der CoBo-Stack bekommt automatisch alle Parameter zugespielt und erfasst am Ende sogar, wie viele Gutbogen auf der Palette landen. Diese Menge meldet er automatisch ans ERP-System zurück. Das hat den Vorteil, da sich zum einen der Bediener nicht mehr mit den Zahlen befassen muss, und zum anderen bereits an der Falzmaschine festgestellt werden kann, wenn die Auflage nicht erfüllt wurde – und nicht erst, wenn der Klebebinder schon gerüstet ist.
Erfolgreiche Zusammenarbeit
Kohlhammers Erwartungen haben sich mehr als erfüllt und Geschäftsführer Steffen Franzisi lobt vor allem den Umgang seitens MBO mit den Wünschen des Unternehmens. MBO sei stets auf die Vorstellungen der Druckerei eingegangen, die durchaus bekannt dafür sei, von seinen Lieferanten auch mal das Unmögliche zu verlangen.
„Eine solch komplexe Entwicklung funktioniert auch nur mit einer entsprechend Partnerschaftlichkeit“, bestätigt auch MBO-Geschäftsführer Thomas Heininger. „Unsere Aufgabe als Lieferant war es, die Prozesse so zu digitalisieren, dass sie zum Unternehmen passen und daraus der entsprechende Mehrwert generiert werden kann.“
Mehr Informationen zu den leistungsstarken Falzmaschinen, dem flexiblem Absetzroboter CoBo-Stack und den Automatisierungslösungen finden sich unter www.mbo-pps.com.