Die aktuelle Corona-Pandemie und ihre Folgen sind eine Herausforderung für jeden – aber für Unternehmer in doppelter Hinsicht. Ernst-Herbert Ullenboom hat sich aus seiner langjährigen Erfahrung heraus dazu Gedanken gemacht und gibt nachfolgend einige Ratschläge.
Max Frisch hat mal gesagt: Die Krise ist ein produktiver Zustand, man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen. Egal ob man die jetzige Situation als Krise oder Katastrophe bewertet – ich denke, keiner von uns hat ähnliches erlebt. Ich selber habe in meinem beruflichen Leben sieben Wirtschaftskrisen erlebt, erduldet und überstanden.
Dazu kamen permanente technische Veränderungen, die wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern bewältigen mussten und bewältigt haben. Eine Situation wie wir sie jetzt erleben ist offensichtlich nur zu vergleichen mit dem, was unsere Eltern und Großeltern in der Weimarer Republik, der Inflation in den 20er Jahren, der Weltwirtschaftskrise 1929, dem 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit erlebt haben. Meist können wir sie nicht mehr befragen, aber auch sie haben es irgendwie gemeistert. Ich habe einen Brief meiner Großmutter an das Finanzamt Gummersbach im Jahre 1929 in Erinnerung, in dem es heißt: „Da das Unternehmen durch die Weltwirtschaftskrise quasi völlig zum Erliegen gekommen ist, bitten wir, die Einkommensteuer von 357 Reichsmark in Raten zahlen zu dürfen.“
Doch wenden wir uns wieder dem heute und jetzt zu. Es geht darum, gesundheitlich mit so wenigen Opfern wie möglich diese Krise zu überstehen. Da kann man zuversichtlich sein, denn das deutsche Gesundheitswesen ist Spitze. Und es geht darum, so viele Arbeitsplätze und Unternehmen wie möglich zu retten. Auch hier sind wir in Deutschland in einer guten Position. Aber, das ist jetzt die Stunde der Unternehmer und Führungskräfte. Das ist nichts für Schönwetterunternehmer, die groß tönen, wenn alles läuft – und die jetzt nur jammern und nicht handeln. Das ist eine Situation für Führungskräfte und Unternehmer, die einen kühlen Kopf bewahren und alles, wirklich alles tun, damit die Unternehmen und die Mitarbeiter dies überstehen.
Natürlich haben auch sie große Sorgen und Ängste. Aber Sie müssen sich klar machen, dass das Ihren Mitarbeitern auch so geht, genauso wie Ihren Kunden, Lieferanten, und allen, die mit ihrem Unternehmen verbunden sind. Da wir alle eine solche Dimension noch nicht erlebt haben, gibt es auch keine Blaupause für eine Lösung. Keiner weiß auch, wie lange das dauern wird. Aber die Herangehensweise an diese Probleme ist keine Frage von optimistischer Betrachtungsweise oder pessimistischer Beurteilung. Wobei natürlich eine positive Haltung immer hilfreich ist.
Es geht um Zahlen Fakten, Daten, Infomationen, die natürlich täglich auf einen einprasseln. Und da, wo ich keine Zahlen habe, muss man eben mal unbedingt verschiedene Szenarien durcharbeiten.
1. Vertrieb und Aufträge
Keiner kann seriös beantworten, wie sich das für uns auswirken wird. Messen wurde abgesagt, Vertriebsleute können keine Besuche tätigen, aber natürlich aus dem Homeoffice heraus wirken. Reden Sie permanent mit Ihren Kunden, tauschen Sie sich aus, welche Maßnahmen diese intern und extern ergreifen, um diesen Virus abzuwehren. Fragen Sie ruhig, was man werblich oder auf allen anderen Druck- und Dienstleistungsfeldern tut oder nicht tut. Und was sie nach der hoffentlich bald überstandenen Krise für Pläne haben.
2. Mitarbeiter
Auch hier gilt: Reden, reden, informieren, informieren, zuhören, zuhören. Die Mitarbeiter erwarten keine Wunder von ihnen, aber eine permanente Einschätzung der Lage, auch wenn sie nicht gut ist. Ungewissheit erzeugt latente Ängste, auf schwierige Situationen kann man sich eventuell einstellen.
Sie als Führungskraft sind auch in der Verantwortung, alles zu tun, damit der Virus nicht auf ihren Betrieb überspringt. Hygienevorschriften, Abstand halten, Schichten einrichten, auch da, wo es bisher keine gab, damit die Zahl der Kontakte sich drastisch reduziert. Homeoffice, Schichtübergaben nicht mehr Face-to-Face. Externe Kontakte drastisch reduzieren und wenn, dann unter Einhaltung der Regeln, die man intern aufgestellt hat. Aushilfen reduzieren, Videokonferenzen etc. etc.
Ich hoffe, man erinnert sich daran noch, wenn die Pandemie mal vorbei ist, dass wir diese aus der Not heraus geborenen Maßnahmen auch später weiterführen, weil man plötzlich eine größere Akzeptanz gegenüber digitalen Prozessen entwickelt hat.
Fragen Sie, welche Sorgen und Nöte ihre Mitarbeiter haben und wie man helfen kann. Kinderbetreuung, Altenbetreuung, finanzielle Sorgen mit den eigenen Krediten etc. Es wäre schön, wenn es dazu führen würde, dass man etwas innehält bei der täglichen Hektik und uns mehr um unseren nächsten und auch um uns mehr kümmern würden. Und Empathie und Solidarität wieder mehr Einzug halten würden. Es gibt hierfür viele tolle und aktuelle Beispiele.
3. Kosten und Kurzarbeit
Es ist schon erstaunlich, was die Politik, und das in kurzer Zeit, aus dem Boden stampft. Kein Parteiengezänk, keine Klugscheißereien, alle haben kapiert, dass es nur noch um Wichtiges geht, die Existenz und die Gesundheit. Nicht mehr um den Schwund des Feldhamsters oder anderer Kleinigkeiten. Die Politik hat enorme Maßnahmenpakete geschnürt.
Viele, vor allem die kleinen Unternehmen, und das sind in der Druckindustrie die meisten, haben die Sorge, dass die Hilfsmaßnahmen nicht bei uns oder zu spät ankommen. Die Informationen, die auf uns über das Corona-Virus täglich einprasseln, sind gigantisch und ändern sich oft täglich. Wenn Sie nicht alleine klarkommen, fragen Sie Ihren Steuerberater, Ihren Verband oder Ihre Berater. Fragen Sie eventuell auch Ihren Kollegen, wenn Sie ein gutes Verhältnis haben. Er ist ein genauso armes Schweinchen wie Sie. Austausch und Informationen sind alles.
Wenn sie ein Budget haben, dann sollten Sie mal hier mehrere Szenarien durchspielen, damit sie wissen, was passiert, wenn Sie zu welchem Prozentsatz Umsatzeinbußen haben, und/oder zu welchem Prozentsatz sie Kurzarbeit einführen. Was kann man an den fixen Kosten temporär reduzieren, was ist mit Mieten, Leasingraten, Kapitalkosten, Wartungspauschalen, kann man da was machen? Steuervorauszahlungen kann man kürzen. Es gibt Liquiditätshilfen – wobei hier viele sagen: Wie soll ich die zurückzahlen? Das ist ein anderes Problem, denn wenn sie die Krise nicht überstehen, stellt sich die Frage gar nicht. Liquidität gilt vor Rentabilität, das gilt jetzt besonders.
Die Kurzarbeit frühzeitig anmelden! Sie ist ein großartiges Instrument, was es so nur in Deutschland gibt. Bitte, wenn möglich keine Leute entlassen. Sie können durch Kurzarbeit wesentlich schneller Fixkosten reduzieren. Es gibt auch Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen.
Fragen Sie Fachleute. Machen Sie sich schriftlich ein Konzept, das permanent aktualisiert wird. Kommunizieren Sie auch permanent mit ihren Mitarbeitern, was Sie planen und machen wollen. Es geht zwar um Fakten, Zahlen und Maßnahmen, aber es geht vor allem um Vertrauen, Ehrlichkeit, Orientierung. Um Führung. Und da sind alle gefragt, denn wir sitzen alle im gleichen Boot. Und das Virus kennt keine Grenzen.
Bleiben Sie gesund und wenn alles gut geht, kann es sein, dass wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.
Der Autor dieses Textes, Ernst-Herbert Ullenboom, ist 77 Jahre alt und war 60 Jahre aktiv in der Druckindustrie, davon 45 Jahre als Inhaber und aktiver Geschäftsführer einer mittelständischen Druckerei. Aktuell ist er immer noch als Berater und Autor mit Schwerpunkt BWL tätig.
Das tönt alles sehr aufmunternd und human.
Aber dies reicht heute nicht mehr. Die Druck Betriebe brauchen neue Konzepte, Ideen und Querdenker welche in Dienstleistungs Bereichen und oder verbunden mit IT Logistik für unsere Kunden von morgen Lösungen aufzeigen welche wichtig sind. Der Offset- Akzidenzdruck wird immer weniger!