INNOVATIONS-OFFENSIVE 2020

Heidelberger Druckmaschinen: Die Potenziale im „gelben Balken“ nutzen

Die neue Speedmaster-Generation ­– sie sollte ursprünglich auf der drupa 2020, die inzwischen auf April 2021 verschoben wurde, der Öffentlichkeit präsentiert werden. (Bild: Heidelberger Druckmaschinen AG)

Zunehmende Komplexität, Fachkräftemangel, Wettbewerbsdruck und die Erweiterung der Wertschöpfungskette mit digitalen Plattformen – so lauten die „wesentlichen Themen, die die Herausforderungen in der Druckbranche beschreiben.“ Das jedenfalls hat die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) nach eigenen Angaben in einer weltweiten Umfrage bei über 1.000 Kunden ermittelt (noch vor der weltweiten Corona-Krise). Um hier in geeigneter Form aufgestellt zu sein, bedarf es immer intelligenterer und automatisierterer Technik.

Vor diesem Hintergrund hat der Hersteller aus dem nordbadischen Wiesloch-Walldorf Heidelberger Druckmaschinen AG seine Modellpalette modernisiert und gestrafft und will sich neu ausrichten. Wie kürzlich bekannt gegeben wurde, sollen neben dem Abbau weiterer Arbeitsplätze auch einige Produkte aus dem Portfolio gestrichen werden (print.de berichtete ausführlich ).

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Vorgestellt wurde jetzt aber eine neue Speedmaster-Generation ­– sie sollte ursprünglich auf der drupa 2020, die inzwischen auf April 2021 verschoben wurde, der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dabei soll es sich um „die intelligenteste und automatisierteste Speedmaster aller Zeiten“ handeln, wie Rainer Wolf, Leiter Produktmanagement Sheetfed bei Heidelberg, betont. Alle Modelle der neuen Generation enthalten schon im Standard Push-to-Stop-Funktionalitäten und eine Prinect-Cloudschnittstelle. Damit soll navigiertes und autonomes Drucken noch umfassender möglich werden, wodurch sich Produktivität, Prozesssicherheit und Profitabilität erhöhen lassen sollen. Die neue Speedmaster-Generation geht ab April 2020 in Serie.

Als wichtige Kennzahl für die Produktivität einer Maschine hat sich die Gesamtanlageneffizienz (Overall Equipment Effectiveness – OEE) etabliert. Eine datengestützte Analyse von Heidelberg zeigt, dass die durchschnittliche OEE von aktuellen Speedmaster XL 106 über alle Konfigurationen und Kundensegmente bei etwa 27 Prozent liegt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass theoretisch ein Produktivitätspotenzial von 73 Prozent besteht. Die weiterführende Analyse der Daten zeigt, dass etwa die Hälfte dieses Potenzials mechanisch und technisch bedingte und die andere Hälfte bediener- und prozessbedingte Ursachen hat – diese bezeichnet Heidelberg als den „gelben Balken“. „Jede Verbesserung, die auf den gelben Balken einzahlt, hat einen direkten Einfluss auf die OEE,“ so Rainer Wolf weiter.

„Der gelbe Balken“: Steigerung der Overall Equipment Effectiveness (OEE) – signifikante Reduzierung der prozess- und bedienerabhängigen Ausfallzeiten, hier von 37 % auf 10 % durch Push to Stop (OEE-Analyse 2020 am Beispiel einer Speedmaster XL 106 bei einer Auflage von 4.600 Bogen).

In den letzten fünfzehn Jahren hat sich der Bogenoffset stark weiterentwickelt. So hat Heidelberg die rein technisch erforderliche Rüstzeit um bis zu 90 Prozent reduziert. In der Praxis ist das aber nur eingeschränkt angekommen und die OEE ist bei weitem nicht in gleichem Maße angestiegen. „Dies bedeutet, dass die bediener- und prozessbedingten Zeitverluste entsprechend größer geworden sein müssen. Mit der Heidelberg User Experience (UX) und Push to Stop an der Speedmaster setzen wir genau hier an. Wir wollen unseren Kunden die Potenziale, die im gelben Balken stecken, systematisch durch umfangreiche Digitalisierung und Automatisierung zugänglich machen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken,“ so Rainer Wolf weiter.

Ganzheitliche Organisation der Druckproduktion

Mit Intellistart 3 steht die dritte Generation des patentierten, digitalen Rüstassistenten am Maschinenleitstand Prinect Press Center allen Speedmaster-Maschinen zur Verfügung. Neu am 24″-Multi-Touchscreen ist die erweiterte Auftragsliste, die alle Auftragsdaten aus dem digitalen Druckerei Workflow Prinect übersichtlich darstellt. Die Job Queue ermöglicht das Vorbereiten des Auftragswechsel mit der automatisch generierten Process View während der Produktion. Beim Auftragswechsel simuliert Intelliguide live den zeitoptimierten Ablauf und enthält, falls erforderlich, auch die manuell auszuführenden Arbeitsschritte.

Die neue Funktion Intellirun am Wallscreen XL geht jedoch noch einen Schritt weiter. Während Intellistart sich auf den Rüstprozess konzentriert, sorgt Intellirun für kontinuierliche, digital gesteuerte Navigation beim Drucken und gibt dem Bediener situationsabhängig automatisch wichtige Anzeigen und Hinweise, welche Tätigkeiten und Informationen erforderlich sind, um Zeitverluste zu vermeiden.

Mehr Details erfahren Interessierte in DEUTSCHER DRUCKER Nr. 5-6/2020.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. ….kann es sein das sich hier ein Zahlendreher eingeschlichen hat:

    Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass theoretisch ein Produktivitätspotenzial von 73 Prozent besteht.

    in der Abbildung steht was von 37%.

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    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar Herr Schäfer! Rainer Wolf (HDM) geht von einer OEE von ca. 27 % aus (73 % wären also das noch offene Produktivitätspotenzial). Wenn nun durch die Automatisierungseinrichtungen und die KI im Druckprozess die von ihm als „gelber Balken“ bezeichneten Prozess- und bedienerabhängigen Verluste von angenommenerweise 37 % (es handelt sich ja um eine Beispielrechnung) auf z. B. 10 % reduziert werden können, erhöht sich die OEE auf 54 % (von 27 %) – alles wie gesagt ausgehend von dieser einen Modellrechnung. 27 und 37 sind zwei verschiedene Ausgangsgrößen. Es handelt sich deshalb nicht um einen Zahlendreher.

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  2. Es sind wieder technologische interessante Weiterentwicklungen, wie sie auch in ähnlicher Form von den anderen Druckmaschinenhersteller KBA und KOMORI realisiert werden.Letztendlich bedeutet es in der Grundform schneller, produktiver und letztendlich in der Anschaffung teurer.Ein Nutzen kann das Druckunternehmen nur dann erzielen, wenn entsprechende Kundennachfrage/Produktionsvolumen vorhanden ist. Durch das veränderte Kommunikationsverhalten der Gesellschaft, insbesondere nach den Auswirkungen von CORONA, wird die Nachfrage zukünftig stärker mit digitalen Drucktechnologien befriedigt.

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