Bildergalerie – Tÿpo St. Gallen 2019

Typografische Balanceakte

Schattenmann auf der Tÿpo St. Gallen: Andreas Uebele setzte den furiosen Schlusspunkt, im Hintergrund: Blick auf farbenfrohe „Wohlfühlwandbilder“ mit Zahlen-Buchstaben-Ornamentik aus der Welt des Sports fürs Adidas-Fitnessstudio.
Schattenmann auf der Tÿpo St. Gallen: Andreas Uebele setzte den furiosen Schlusspunkt, im Hintergrund: Blick auf farbenfrohe „Wohlfühlwandbilder“ mit Zahlen-Buchstaben-Ornamentik aus der Welt des Sports fürs Adidas-Fitnessstudio. (Bild: Michael Bundscherer, http://event-fotos.org)


Um die richtige »Balance« ging es bei der fünften Ausgabe der alle zwei Jahre stattfindenden Typografie-Konferenz in der Buchstadt St. Gallen (Schweiz). Rund 300 Teilnehmer empfing die Schule für Gestaltung zu einem vielseitigen Vortragsprogramm inklusive Buchvernissage. Hier einige 
Impressionen.

 

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Typografie im Gleichgewicht

Keineswegs ging es nur um Strichstärken und Weißraum – wie die meisten Menschen wünschen sich auch Gestalter ein Leben und Arbeiten im Gleichgewicht. Ein ausgewogenes Programm gelang jedenfalls den Organisatoren der Konferenz, mit Vorträgen zu den verschiedenen Facetten des Schrift-, Buch-, Plakat- und Webdesigns. [11472]

 

Zwei Tage volles Haus – rund 300 Teilnehmer fanden sich in der Schule für Gestaltung in St. Gallen ein. Roland Stieger und das gesamte Orgateam freut’s.
Fein komponierter Vortrag: Sabine und Hans Bockting, die in den Niederlanden zusammenfanden, inzwischen aber im oberbayerischen Amerang leben und arbeiten, präsentierten nicht nur besondere Projekte, sondern auch ihr jeweiliges Fazit dazu.
Absolut stimmig und trotzdem kontrovers diskutiert: In dem großformatigen, vielschichtigen Jubiläumsbuch für das Nederlands Blazers Ensemble haben die Bocktings verschiedene Erzählstränge und Bildfolgen spannungsvoll in Szene gesetzt.
Der Typograf und Schrifthistoriker Christopher Burke zeichnete kenntnis- und detailreich das Wirken des am 23. November 2018 verstorbenen holländischen Schriftgestalters Gerard Unger nach.
„2 Menschen, 20 Jahre, 10 Bücher“: Monika Malsy stellte die Bücher vor, die sie für den Fotografen Elger Esser gestaltet hat, und erzählte, wie sie sich dabei von der unsichtbaren Erfüllungsgehilfin zur emanzipierten Gestalterin wandelte.
Mit dem Projekt „Plakat 9:16 10s“ haben Sebastian Bayer, Andreas Hänggi, Pascal Hartmann und Vera Kaeser 2017 an der Zürcher Hochschule der Künste gemeinsam ihr BA-Diplom gemacht und ausgelotet, welchen Mehrwert Bewegung für ein bis dahin statische Medium bieten könnte.
Drei von insgesamt acht „bewegten“ Tourismusplakaten, von links: für Arosa, den Rheinfall bei Schaffhausen und die weltweit steilste Zahnradbahn, die zum Pilatus hochfährt. Animationen auf: https://visualcommunication.zhdk.ch/projekte/ch-9-16-10s/
Feierliche Buchvernissage: Jost Hochuli würdigte Max Koller (1933–2018). Als typografischer Gestalter war er mehr als vierzig Jahre in der Druckerei Zollikofer tätig. Er ist einer dieser stillen Meister, der auch als zwar „wortkarger, aber liebenswürdiger Lehrer“ gewirkt hat.
Blick ins Buch über Max Koller – jeder Teilnehmer bekam ein Exemplar geschenkt (VGS Verlagsgenossenschaft St.Gallen).
„Lork/Wife – die Unmöglichkeit Arbeit und Leben zu trennen“ betitelte der Österreicher Kurt Dornig, dem das Motto Balance zu verdanken ist, seinen Einblick in den Alltag als „visueller Dolmetscher“.
Die Schweizerin Corinne Gisel und die Brasilianerin Nina Paim stellten ihre Recherche zum Niggli Verlag vor. Sie beleuchten besonders die Rolle von Ida, der Ehefrau des Gründers Arthur Niggli.
Einseitig gedruckt, rein typografisch gestaltet: das analoge „Pashkevil“ (Kleinplakat, Handzettel) ist im Jerusalemer Stadt­teil Mea Schearim bis heute die wichtigste Infor­mations­quelle. Judith Holly präsentierte ihre Untersuchungen dazu.
Anton Studer stellte den gemeinsam mit Clovis Vallois gegründeten Schriftenverlag Nouvelle Noire vor. Hier sind nicht nur Jost Hochulis Allegra und Roland Stiegers Alena erschienen, ...
... sondern auch „die unlesbarste Schrift der Welt“ namens Noire, zu der Dafi Kühne ein wunderbares Schriftmuster-Plakat gestaltet und im Buchdruckverfahren produziert hat – einer von 101 Dalmatinern? (Gestaltung und Druck: Dafi Kühne)
Vielseitig, mit konzeptionellem Ansatz und medienübergreifend: Verena Panholzer stellte Projekte ihres Wiener Studios Es vor.
Für die Programmplakate für LE STUDIO Film und Bühne mit Studio Moliere ließ Verena Panholzer die auftretenden Künstler den Studionamen schreiben, baute zusätzlich Stilvorlagen zum Selbstbefüllen. Hier zwei Beispiele.
Für Purpur Salz setzte Verena Panholzer die angebotenen drei Körnungen auf drei Plakaten rotleuchtend in Szene, hier die Körnungen fein und grob.
Leben und Arbeiten in guter Balance: Anika Kunst (links) und Lilo Schäfer wagen nach Erfahrungen als angestellte Gestalterinnen gemeinsam den Schritt in die Selbständigkeit.
Hans-Peter Kaesers Parforceritt durch die Geschichte der Buchillustration, im Hintergrund: das Wolfcocz-Evangeliar (835/840 n.Chr.) mit gezeichneter D-Initiale in Pfauenform. Sein Rat: Grafikdesigner sollten sich mit den verschiedenen Drucktechniken und ihren ureigenen Ausdrucksmöglichkeiten auseinandersetzen.
Jacques Le Bailly erweitert für Google gerade die Nunito Sans zu einem Variable Font, überprüft und optimiert dabei Strichstärken, Abstände und Buchstabenformen.
Exquisite Materialwahl und raffinierte Buch- und Bindeformen: Mireille Burckhardt, aufgewachsen zwischen Papieren und Leimtöpfen in der Buchbinderei bubu in Mönchaltorf, beeindruckte mit Arbeiten des 2002 von ihr mit gegründeten BOB Studios für Marken- und Grafikdesign, London und Zürich. Auch das neue bubu-Erscheinungsbild stammt von ihr.
Für Haptic Architects baute Mireille Burckhardt ein Flatbook mit aneinanderkaschierten Viertelbogen und Graukarton. Jedes Projekt hat eine Bilddoppelseite. Die Informationen dazu befinden sich auf den Schnittkanten des grau-weißen Monolithen (Gestaltung: BOB Design Ltd, London; www.bobdesign.co.uk – Produktion: bubu bookfactory). Und so funktioniert das Flatbook: https://youtu.be/9pnHc2uZ-Qg
Flaschenetiketten für die ökologisch ausgebauten Weißweine des französischen Weinguts Château Tour Blanc mit Schafswolle-Optik (weil Schafe hier für die Pflege des Weinbergs eine wichtige Rolle spielen). (Gestaltung: BOB Design Ltd, London; www.bobdesign.co.uk)
Schattenmann: Andreas Uebele setzte den furiosen Schlusspunkt, im Hintergrund: Doppelseite aus seinem Buch „material 2003–2016“ (Hermann Schmidt 2017).

 

Einen ausführlichen Nachbericht zur Tÿpo St. Gallen 2019 lesen Sie in Ausgabe 25-26/2019 von Deutscher Drucker, zu bestellen unter:

PDF-Download: Deutscher Drucker 25-26/2019

Schwerpunkt: Druckveredelung +++ Etiketten: Metallische Effekte auf IML-Labels +++ Wetec 2020: Werbetechnik in allen Facetten +++ Viscom 2020: Die Mitmach-Messe

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