Mögliche Fusion von Xerox und HP

Xerox hält an Übernahmeplänen fest, HP am “Nein”

Xerox hält an Übernahmeplänen fest, HP am “Nein”
Das Ringen um eine Einigung geht weiter. Während HP bei seinem Nein zur Übernahme durch Xerox bleibt, will Xerox nun die HP-Aktionäre direkt ansprechen.

Obwohl HP das Übernahmeangebot von Xerox vor einer guten Woche abgelehnt hat (print.de berichtete), hält Xerox weiter an seinen Plänen fest. In einem Brief an den HP-Vorstand hatte Xerox-Chef John Visentin am vergangenen Donnerstag sein Unverständnis über HPs Begründung, die angebotene Summe würde das Unternehmen unterbewerten, geäußert und sein Angebot erneuert. Er kündigte an, direkt an die HP-Aktionäre herantreten zu wollen, falls bis zum 25. November keine Einigung erzielt werden könne. HP kam dieser Frist zuvor und lehnte am Sonntag das Angebot von Xerox erneut ab. Die Antwort von Xerox folgte schnell.

Im Schreiben von Xerox-Chef John Visentin an HP heißt es, man könne nicht nachvollziehen, wie ein Angebot in Höhe von 22 US-Dollar pro Aktie den Konzern unterbewerte, wo doch der eigene Finanzberater Goldman Sachs von einem Kursziel von 14 US-Dollar pro HP-Aktie ausgehe. Das abgegebene Angebot stelle im Vergleich zur Goldman-Sachs-Bewertung eine 57-prozentige Prämie dar. Darüber hinaus werfen sich beide Unternehmen vor, sich jeweils den Einblick in die Bücher für eine sorgfältige Prüfung (Due Diligence) zu verwehren. Dies hatte der HP-Verwaltungsrat gefordert, um besser über mögliche Synergien und Vorteile eines Zusammenschlusses zu befinden. Doch auch Xerox spricht davon, dass HP der Offenlegung der Informationen seinerseits bisher nicht zustimmt und sieht in HPs Forderung nach einer “einseitigen Offenlegung” von Xerox’ Zahlen eine “unnötige Verzögerungstaktik”, für die es jedoch keinen Grund gebe. Darum hatte Visentin HP eine Frist bis zum gestrigen Abend gesetzt. Erziele man bis dahin keine positive Einigung, so hieß es in dem Schreiben, werde man direkt auf die HP-Aktionäre zugehen.

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HP bleibt beim “Nein” zur Übernahme durch Xerox

HP reagierte darauf bereits am Sonntagabend mit einer erneuten Absage an Xerox. In dem Antwortschreiben wiederholte HP-Chef Enrique Lores seinen Standpunkt, das Angebot von Xerox würde HP unterbewerten. Darüber hinaus berge eine mögliche Übernahme durch Xerox verschiedene Unsicherheiten, unter anderem hinsichtlich der möglichen übermäßigen Schuldenbelastung der Aktien eines fusionierten Konzerns sowie hinsichtlich der Geschäftsentwicklung von Xerox. So seien Fragen, wie etwa zum Umsatzrückgang oder dem Rückzug aus den Joint Ventures mit Fujifilm und Fuji Xerox, noch immer unbeantwortet, was Bedenken zur strategischen Ausrichtung aufwerfe. Auf Basis der bisher zugänglichen Informationen könne man keine “erreichbaren Synergien” in dem von Xerox “vorgeschlagenen Umfang” erkennen, heißt es von Seiten HPs. Lores und Vorstandsmitglied Chip Bergh betonten, dass HP nicht auf einen Zusammenschluss mit Xerox angewiesen sei und man gute Möglichkeiten sehe, den langfristigen Wert als eigenständiges Unternehmen zu steigern, unter anderem mit Aktienrückkäufen und “wertschöpfenden M&A”. Man sei weiterhin offen dafür, die Vorteile einer Kombination beider Unternehmen zu untersuchen, aber man wolle den “Interessen der HP-Aktionäre dienen, nicht Xerox und seinen Aktionären”.

Xerox will nun mit den HP-Aktionären sprechen

Die “Weigerung zur gegenseitigen Due-Diligence-Prüfung entbehre jeder Logik”, antwortet der Xerox-Chef nun ganz aktuell. In seinem dritten Schreiben an den HP-Vorstand wies Visentin die Unsicherheiten seines Angebots an HP zurück und skizzierte stattdessen die potenziellen Vorteile, die ein Zusammenschluss der beiden Hersteller aus der Sicht von Xerox bringen würde. So könnte ein “Branchenführer geschaffen werden, mit einer verbesserten Skalierbarkeit und einem hochwertigen Angeboten über das gesamte Portfolio hinweg”. Man werde in der Lage sein, “mehr in Innovationen zu investieren und höhere Erträge für die Aktionäre zu erzielen”. Als positives Zeichen aus dem Markt bewertet Visentin zudem, dass die Börsenwerte beider Hersteller seit Bekanntwerden einer möglichen Übernahme gestiegen seien. Auch Anfragen von HP-Aktionären lägen Xerox bereits vor.

In seinem neuesten Schreiben geht John Visentin zudem einige Passagen aus HPs Schreiben ein. So habe man erst im Februar einen strategischen Drei-Jahres-Plan veröffentlicht, die Aktienwerte hätten sich seit Jahresbeginn fast verdoppelt und die neue Partnerschaft mit Fujifilm nach dem Ende der Joint Ventures werde “kein Loch im Portfolio hinterlassen”, sondern “für mehr Bargeld sorgen”. Xerox bekräftigte daher erneut die Absicht, sich nun direkt an die HP-Aktionäre wenden zu wollen, damit diese entsprechenden Einfluss auf den HP-Vorstand nehmen.

Wie das Ringen zwischen Xerox und HP nun weitergeht, ist unklar. Eine Reaktion des HP-Vorstands auf das inzwischen dritte Schreiben von Visentin ist bisher nicht bekannt.

Mehr über die mögliche Übernahme von HP durch Xerox lesen Sie auch in den bereits veröffentlichten Meldungen auf print.de:
“Xerox soll Übernahmeangebot für HP abgegeben haben” sowie “HP lehnt Übernahmeangebot von Xerox ab”.

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