Mannheimer Morgen verfügt jetzt über Ferag-Technik im Versandraum
Investition macht Beilagen-Verarbeitung einfacher
von Gerd Bergmann,
Die Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH hat 2018 ihren Versandraum erstmals mit Ferag-Technik ausgestattet. Der Schweizer Hersteller konnte dabei mit seinem Technologie-Konzept, etwa beim Zusammentragsystem Flystream, punkten. Mit zwei Versandraum-Linien bewältigt das Druckhaus nun die gleiche Anzahl an Produkten als zuvor auf drei Linien.
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Die Druckerei des Mannheimer Morgen ist ein klassischer Produktionsbetrieb einer deutschen Regionalzeitung. In sechs Nächten pro Woche werden rund 130.000 Tageszeitungen des eigenen und eines Fremdverlages produziert. Sie verteilen sich auf 16 Einzelausgaben, die auch im Umfang variieren. Außerdem entstehen jede Woche – vor allem in der Wochenmitte und zum Wochenende – Anzeigenblätter in einer hohen sechsstelligen Auflage in dem Betrieb, der 2009/2010 zuletzt in eine neue Druckmaschine investiert hatte.
Die frühere Versandraumtechnik allerdings war schon 1996 in Betrieb gegangen und hatte weit über 40.000 Betriebsstunden gesehen. Die Druckerei in Mannheim wird von Dienstag bis Freitag dreischichtig betrieben und ist sehr gut ausgelastet.
Ein Problem war die Tatsache, dass immer mehr Teilkomponenten für die Steuerung in den vorhandenen Linien abgekündigt waren. Zudem hatte – insbesondere bei den Anzeigenblättern – außerdem die Beilagenzahl so stark zugenommen, so dass die pro Linie vorhandenen je fünf Beilagenanleger längst nicht mehr ausreichend waren. Deshalb starteten Geschäfts- und Technik-Leitung des Mannheimer Morgen bereits 2017 den Entscheidungsprozess darüber, mit welchem Konzept künftig die Druckweiterverarbeitung erfolgen sollte.
In Mannheim waren durchaus auch Retrofit-Konzepte im Gespräch, letztlich fiel aber die Entscheidung zu Gunsten neuer Technik. Im Zentrum des neuen Versandraumes stehen nun zwei Zusammentrag- und Einstecklinien: Eine Konfiguration besteht aus der Einstecktrommel Ferag Rollsertdrum plus Flystream mit zwölf Jetfeeder-Anlegern für manuelle Bestückung sowie drei Abwickeleinrichtungen für automatische Zuführung von Haupt- und Vorprodukten. Die zweite Linie kombiniert eine Einstecktrommel vom Typ Easysert und ein Flystream mit acht Jetfeedern sowie zwei drei Abwickelstationen. Die RSD/Flystream-Kombination ist für eine maximale Verarbeitungsgeschwindigkeit von 36.000 Exemplaren pro Stunde ausgelegt, die Easysert-Linie kann bis zu 30.000 Zeitungen komplettieren. Damit leisten sie das, was beim Mannheimer Morgen zuvor auf drei Linien bewältigt wurde.
Es ist aber nicht die mechanische Geschwindigkeit allein, die heute dem Druckhaus einen besseren Durchsatz ermöglicht. Die Existenz von bis zu zwölf Anlegern erlaubt dem Team um Produktions-Leiter Guido Moch die bessere Vorbereitung der Ausgabenwechsel, da ja nicht immer alle Anleger eingeplant sind. Außerdem können umfangreiche Beilagen auf zwei Anleger gesplittet werden. Guido Moch und den Technischen Leiter des Druckhauses, Hermann Scheuerer, hat vor allem das Technologie-Prinzip der Flystream überzeugt, das es ermöglicht, schwierig zu verarbeitende Beilagen in die Mitte der Kollation zu platzieren und das ganze Bündel anschließend in einem einzigen Schritt in das Hauptprodukt einzulegen.
Sehr hilfreich findet Hermann Scheuerer auch die Möglichkeit, zwei Produkte in einer Klammer zu fassen, weil damit die Kettengeschwindigkeit halbiert werden kann und somit der Geräuschpegel im Versandraum gesunken ist.
Generell Offline-Produktion
Um Druck und Weiterverarbeitung zu entkoppeln und die Möglichkeiten der Technik jeweils optimal auszunutzen, wird im Versandraum des Mannheimer Morgen generell offline gearbeitet. In der Nachtproduktion entsteht ein maximal 32-seitiges Hauptprodukt, die weiteren Zeitungsbestandteile werden vorab gedruckt, auf Multidisc-Wickel zwischengespeichert und später als Vorprodukte zugeführt. Gebündelt werden die Zeitungen auf insgesamt vier Kreuzlegern. Für die anschließende Kreuzumreifung sowie den Abtransport wurde die vorhandene Technik generalüberholt um sie weiter zu nutzen.
Nach über einem halben Jahr ziehen Hermann Scheuerer und Guido Moch ein positives Fazit. Die neue Technik habe den Durchsatz um 10 bis 20 Prozent verbessert. Und durch die Flystream-Technologie ist das Beilagen-Handling erheblich erleichtert worden.