Insider-Kolumne von Anette Jacob aus Deutscher Drucker 13/2019
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung
von Petra Ebeling,
Unsere Druck- und Medienbranche hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Das Internet und die Digitalisierung haben so manche Aufgaben und Prozesse verdrängt und verändert, aber es sind auch neue hinzugekommen. Im Druckbereich sind die großen Auflagen von Katalogen und Zeitschriften im Tiefdruck zurückgegangen, dafür ist das Portfolio größer geworden: Verpackungsdruck, Etikettendruck und der Digitaldruck mit seinen personalisierten und individuellen Produkten sind weiter auf dem Vormarsch. Das heißt, dass man auch weiterhin gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt, die diese Techniken beherrschen und steuern.
Die Herausforderung der Dualen Ausbildung besteht darin, beide Lernorte – den Ausbildungsbetrieb und die Berufsschule – zusammen zu betrachten, da nur beide gemeinsam zu einem guten Abschluss führen können. Der Ausbildungsbetrieb kümmert sich in der Regel um sein Kerngeschäft und vermittelt das, was er täglich leistet. Das ist eine gute Basis für das Erlernen praktischer Fertigkeiten, schaffen unsere modernen modular ausgerichteten Berufsbilder doch die Möglichkeiten, sich betrieblich zu spezialisieren.
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Dennoch darf natürlich der Ausbildungsrahmenplan nicht außer Acht gelassen werden. Wenn bestimmte Ausbildungsinhalte vom Betrieb nicht selbst geleistet werden können, dann gibt es die Möglichkeit der Kooperation mit anderen Betrieben, der Verbundausbildung oder das Kursangebot der überbetrieblichen Ausbildung bei den Verbänden Druck und Medien.
Wenn z. B. ein Medientechnologe Druck mit dem Schwerpunkt Digitaldruck ausgebildet wird, dann gehört auch die Vermittlung der Vorstufenkenntnisse dazu, selbst wenn der Betrieb eigentlich nur fertige PDF-Dateien vom Kunden verarbeitet.
„Für eine erfolgreiche Ausbildung arbeiten Betrieb und Berufsschule Hand in Hand.“
Aber ohne Vorstufenkenntnisse kann man keinen Berufsabschluss in diesem Druckverfahren erwerben. Nur an der Maschine „Knöpfchen drücken“ reicht da nicht aus. Teilweise wird dann die Vermittlung von Inhalten von der Berufsschule erwartet, für die diese gar nicht zuständig ist. Die Berufsschullehrpläne sind so ausgerichtet, dass sie ein breites Basiswissen vermitteln und die spezifischen Kenntnisse im Betrieb erlernt werden sollen. Man kann also nicht mehr davon ausgehen, dass der Betrieb ausschließlich praktische Fertigkeiten vermittelt und die Berufsschule sich nur um die Theorie kümmert.
Für eine erfolgreiche Ausbildung arbeiten Betrieb und Berufsschule Hand in Hand. Ein regelmäßiger Austausch untereinander ist unerlässlich, schließlich sind die heterogenen Betriebsstrukturen und regionalen Gegebenheiten der Ausbildungsbetriebe sehr verschieden. Instrumente, wie der individuelle Ausbildungsplan und der Ausbildungsnachweis (Berichtsheft), helfen, den Ausbildungsfortschritt zu kontrollieren.
Wenn dies alles berücksichtigt wird, dann sind die Azubis von heute auch für die Zukunft in unserer Branche bestens gerüstet.
Anette Jacob (49) ist gelernte Druckformherstellerin und hat an der BUGH Wuppertal Druckereitechnik mit Abschluss Dipl.-Ing. studiert. Seit 1999 ist sie Geschäftsführerin des ZFA, Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien, und kümmert sich gemeinsam mit dem BVDM und der Gewerkschaft Verdi und allen anderen Akteuren um die Berufsbildung der Branche.