Insider-Kolumne von Dr. Eduard Neufeld aus Deutscher Drucker 12/2019

Medienkeil goes 3D!

Dr. Eduard Neufeld
Dr. Eduard Neufeld, Leiter des Forgra Forschungsinstituts für Medientechnologie.(Bild: Fotografie Schulzki)

Der erste Medienkeil der Fogra aus dem Jahr 1997 war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg von der „Schwarzen Kunst“ zur industriellen Produktion. Endlich wurden aus bunten Druckvorlagen realistische und auf Zielerreichung kontrollierbare Prüfdrucke. Der farbverbindliche Digitalprüfdruck war geboren und Rechtssicherheit zwischen Druckdienstleister und -einkäufer hergestellt. Denn sind der Medienkeil auf dem Prüfdruck sowie der Druckkontrollstreifen der Auflage farbtechnisch in Ordnung, wurde alles richtig gemacht. Dieses Verfahren ist in unserer Branche zum Selbstverständnis geworden. Dennoch gibt es keinen Grund, sich auf Errungenschaften auszuruhen, schon gar nicht für ein Forschungsinstitut!

Daher haben wir diesen „zweidimensionalen“ Medienkeil in verschiedenen Forschungsvorhaben immer wieder weiterentwickelt, zum Beispiel aktuell zum neuen „Fogra-Medienkeil Multicolor“, dem ersten Kontrollkeil seiner Art für die Nutzung von mehr als vier Prozessfarben.

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Zugleich ist in den letzten Jahren der 3D-Druck als additives Fertigungsverfahren immer bedeutender geworden. Seine Ursprünge liegen völlig branchenübergreifend im „Rapid Prototyping“ und „Rapid Tooling“, also der Herstellung von Prototypen und Werkzeugen. Von dort hat sich der 3D-Druck in zahllose Herstellungsverfahren und Anwendungsfelder verästelt.

Erwägen Druckdienstleister eine Portfolioerweiterung in den 3D-Druck, geht das Interesse meist in Richtung des „grafischen“ 3D-Drucks. So bezeichnen wir das uns nahe liegende Segment, bei dem die optischen Eigenschaften der Erzeugnisse, wie Farbgebung und Oberflächenbeschaffenheit, maßgeblich sind. Abnehmer solcher 3D-Drucke finden sich sowohl im gewerblichen Umfeld, zum Beispiel für Prototypen in Architektur, Textil- oder Schuhproduktion, wie auch im Konsumentenmarkt, wo Abbildungen von Personen, Haustieren oder persönlichen Gegenständen im Vordergrund stehen. Typische Verfahren im grafischen 3D-Druck sind beispielsweise die Polyjet- und die Multi-Jet-Fusion-Technologie. Mit ihnen lassen sich bis zu acht verschiedenfarbige Materialien kombinieren, insbesondere in CMYK.

„Das Ziel heute wie damals besteht darin, die Erwartungen des Kunden nachweisbar zu erfüllen, oder im Fogra-Jargon: Printing the expected!

Und plötzlich stehen wir wieder dort, wo wir uns in der klassischen Druckindustrie vor 1997 befanden; wieder herrscht ohne objektive Bewertbarkeit des Druckergebnisses Rechtsunsicherheit zwischen 3D-Druck-Dienstleistern und Kunden.

Um hier Abhilfe zu schaffen und die Druckdienstleister auf dem Weg zum 3D-Angebot zu unterstützen, haben wir jüngst den „Fogra-Medienkeil 3D“ entwickelt. Dieser Medienkeil dient der verlässlichen Kalibrierung und ICC-Profilierung von 3D-Scannern. Weitere Entwicklungen zur Charakterisierung eines 3D-Druckers für den bildschirmbasierten Softproof wurden ebenfalls bereits angestoßen.

Das Ziel heute wie damals besteht darin, die Erwartungen des Kunden nachweisbar zu erfüllen, oder im Fogra-Jargon: „Printing the expected“ – Drucken wie erwartet!

→ Ihre Meinung? insider@print.de

Dr. Eduard Neufeld (49) leitet das Fogra Forschungsinstitut für Medientechnologien e.V. in Aschheim bei München. Er studierte Physik in Köln, Cardiff und Jülich und promovierte an der Technischen Universität München im Bereich der Halbleiterphysik. Neben Stationen in Forschung und Entwicklung arbeitete er vor der Fogra als Strategieberater der Boston Consulting Group.

PDF-Download: Deutscher Drucker 12/2019

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