Druckereigruppe spricht von "unbegründeten Argumenten"
Gewerkschaften machen Front gegen Circle Media Group
von Gerd Bergmann,
Nach der Insolvenz der belgischen Tiefdruckerei Helio Charleroi, die mit dem Verlust von rund 180 Arbeitsplätzen verbunden ist, haben mehrere europäische Gewerkschaften zu einer länderübergreifenden Mobilisierung der Arbeitnehmer aufgerufen, um – wie es wörtlich heißt – “Katastrophen zu vermeiden, wie sie die Belegsachaft von Charleroi erlebt hat”. Die Helio-Muttergesellschaft Circle Media Group hat auf die Gewerkschaftsinitiative reagiert und wirft den Arbeitnehmervertretern ihrerseits vor, Argumente zu verwenden, die “unbegründet und substanzlos” seien sowie “schädlich für unsere Unternehmen, unsere Mitarbeiter und unser Management”.
Die in der UNI Global Union zusammengeschlossenen Gewerkschaften – darunter die deutsche Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) – haben am 26. Februar 2019 nach einem Treffen in Brüssel, bei dem es um die Circle Media Group (CMG) ging, einen gemeinsamen Aufruf veröffentlicht.
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Im Blick auf die CMG sind seitens der Gewerkschaften nun unter anderem die “Einrichtung einer gemeinsamen Plattform für den Informationsaustausch und die Veröffentlichung aller wirtschaftlichen und strategischen Informationen für jedes Unternehmen und jedes Land” geplant, sowie “Beschwerden bei den Behörden über die Situation unter Vorlage von Informationen über den Ernst der Lage” und “Maßnahmen zur Verstärkung der Solidarität zwischen den Arbeitnehmer/innen des Konzerns”. Außerdem will man “so bald wie möglich” einen Europäischen Betriebsrat gemäß den gesetzlichen Vorschriften der EU einrichten.
In dem Aufruf werden zudem massive Vorwürfe gegen die Circle Media Group erhoben. Unter anderem heißt es, die CMG habe “einen Akquisitionsfeldzug gestartet, ohne über die finanziellen Mittel zur Umsetzung [der] Strategie zu verfügen”. Die Liquidation der belgischen Druckerei “unter unannehmbaren Bedingungen” stehe “im Einklang mit den unorthodoxen Praktiken des zypriotischen und luxemburgischen Aktionärs oft außerhalb der Gesetze der verschiedenen Länder, in denen sich die Druckereien befinden”.
Verdi spricht auf seiner Website von einer “unsäglichen Entwicklung quer durch Europa”. “Eine undurchsichtige Investorengruppe” habe “mittlerweile so viel Kapazität aufgekauft, dass der Gesamtumsatz bei bis zu 900 Millionen Euro liegt”.
Die Circle Media Group mit Hauptsitz in Amsterdam (NL) hat nahezu 5.000 Mitarbeiter. Damit ist sie die nach eigenen Angaben größte unabhängige europäische Gruppe für die Bereitstellung von Druck- und Medien-Dienstleistungen. Dazu gehören unter anderem Betriebe in Österreich (Oberndorfer Druckerei, Salzburg), Belgien (Corelio, Erpe-Mere), Finnland (Helprint, Mikkeli), Deutschland (J. Fink Druck, Ostfildern; Körner Druck, Sindelfingen), Spanien (Impresia Ibérica, Madrid, Toledo und Barcelona), die Niederlande (Roto Smeets Deventer, Roto Smeets Weert und Senefelder Misset, Doetinchem) und Ungarn (Antok, Celldömölk). Die 2018 durch CMG übernommene Bücherdruckerei-Gruppe CPI verfügt über weitere 16 Betriebe in fünf Ländern (Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Spanien und Tschechien).
CMG erwartet Verständnis und Dialogbereitschaft
Die Circle Media Group hat am 27. Februar eine Erwiderung auf ihre Website gestellt. Darin heißt es unter anderem:
“CMG erkennt selbstverständlich das Recht der Mitarbeiter an, sich zu organisieren. Die in dieser Aufforderung verwendeten Argumente sind jedoch unbegründet und schädlich für unsere Unternehmen, unsere Mitarbeiter und unser Management. Die Circle Media Group ist unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen tätig, aber wir führen unsere Geschäfte korrekt […] aus.”
“Wir sind uns bewusst, dass einige der Maßnahmen, zu denen wir angesichts der enormen Herausforderungen, vor denen die europäische Druckindustrie steht, gezwungen waren, als schmerzhaft zu empfinden. Aber nicht einzugreifen ist auch keine Option. Wir teilen die gleichen Sorgen über die Zukunft der Druckindustrie und zählen daher auf das Verständnis und die Dialogbereitschaft der Gewerkschaften.”