Papier schmeichelt den Fingerspitzen, fühlt sich samtig an oder auch mal rau, seidenweich oder fast schon spiegelglatt: Papier macht etwas mit einem Druckprodukt und prägt dessen Charakter ganz entscheidend mit. Es lohnt sich also, bei der Papierauswahl für ein Buch genauer hinzugucken und vielleicht auch einmal Ungewöhnliches auszuprobieren.
Grundsätzliches zum Papier
Den grundsätzlichen Fragen zur Papierauswahl gehen zunächst einmal ein paar grundsätzliche Fragen zum Buch voraus. Was soll es denn für ein Buch werden? Ein Roman, den man abends bei Schummerlicht bequem auf der Couch oder gar im Bett liest? Ein Bildband mit beeindruckenden Naturfotos? Ein Lexikon mit 800 oder mehr Seiten? Ein Reiseführer, der gut lesbar sein muss, aber die Jackentasche, in der er steckt, nicht unnötig mit seinem Gewicht nach unten ziehen soll?
Bücher und ihre Anwendungen sind so vielfältig wie es Papiere auf dem Markt gibt – und das ist auch gut so. Klar, gibt es für all die genannten Produkte klassische Empfehlungen, die dann mit Floskeln wie „üblicherweise“ oder „in der Regel“ eingeleitet werden. Doch genau dann setzen sich Agenturen oder Verlage gerne über solche Empfehlungen hinweg – um zu überraschen oder um bestimmten Trends zu folgen. Dann kann es durchaus passieren, dass das Kunstdruckbuch statt auf hochweißem, seidenmatt gestrichenen Papier auf einem gelblich-weißen Naturpapier mit offener Oberfläche gedruckt wird – und trotzdem einen positiv bleibenden Eindruck hinterlässt – oder vielleicht sogar gerade deswegen.
Technische Eigenschaften
Es sind verschiedene Eigenschaften, die man sich anschauen sollte, wenn man auf der Suche nach dem richtigen Papier für ein bestimmtes Buch ist.
Das ist zum einen die Papieroberfläche: Wie glatt soll sie sein? Wie geschlossen? Will ich beispielsweise eine vollkommen glatte Oberfläche haben, auf der Farben brillant und leuchtend zum Ausdruck kommen? Oder ist für mein Buch eine offenere, rauere Oberfläche passend, die eine ganz einzigartige Haptik mit sich bringt?
Da ist zum anderen die Lichtundurchlässigkeit, die Opazität, die besonders entscheidend ist, wenn beispielsweise Abbildungen und Grafiken vorgesehen, die auf der Rückseite nicht zu sehen sein sollen.
Das sind auch das Flächengewicht, die Grammatur, die in Gramm pro Quadratmetern angegeben wird, sowie das Volumen. Sie liefern die Antwort auf die Frage, wie schwer und wie dick das Buch werden soll? Ein hohes Flächengewicht sorgt für eine hohe Wertigkeit, es verleiht dem Buch buchstäblich Gewicht. Wer etwas in der Hand haben, aber trotzdem Gewicht sparen will, sucht nach hochvolumigen Papieren, die zwar mehr auftragen, aber nicht so schwer sind, wie sie aussehen.
Ebenfalls entscheidend ist die Festigkeit des Papiers, womit allerdings nicht nur die Reißfestigkeit gemeint ist. Getestet werden unter anderem Zug-, Reiß-, Berst-, Biege- und Oberflächenfestigkeit. Eigentlich wird die Festigkeit stets von der Umgebungsfeuchte beeinflusst. Aber auch die Qualität der Fasern, deren Anordnung sowie die Weiterbehandlung des Papiers spielen eine entscheidende Rolle mit.
Darüber hinaus ist es entscheidend, sich mit der Papierfarbe sowie der Helligkeit zu beschäftigen. Soll der Bedruckstoff hochweiß sein, um einen starken Kontrast zum Druckbild zu erzielen? Mit einem Stich ins Bläuliche? Oder soll er eher eine natürliche, etwas dunklere Färbung aufweisen? Cremeweiß, weil es angenehmer fürs Auge ist? Weißgrad und Helligkeit sind übrigens nicht nur optischer Eindruck, sondern lassen sich in der Tat in eindeutige Zahlen übersetzen. Um die Helligkeit zu messen, gibt es beispielsweise verschiedene Verfahren DIN, D65, ISO, SCAN oder TAPPI. Auch der Weißgrad lässt sich messtechnisch bestimmen.
Ein weiterer Punkt ist der Glanz, also die Menge des gerichteten Lichts, welches bei einem bestimmten Einfallswinkes von der Papieroberfläche reflektiert wird. Hohe Reflexion = hoher Glanz, geringe Reflexion = matt.
Last, but not least – und vor allem für den späteren Druckdienstleister, der das Papier bedrucken soll, entscheidend, ist die Frage nach den Laufeigenschaften sowie der Bedruckbarkeit. Lässt sich das Papier zum Beispiel bei voller Geschwindigkeit durch die Druckmaschine jagen? Gibt es Maschinenstopper? Bahnabrisse? Ablagerungen? Probleme in der Weiterverarbeitung wie statische Aufladung oder Ähnliches….
Und kann das Papier überhaupt in jedem Druckverfahren bedruckt werden? Offsetdruck geht ja fast immer, aber gerade beim Digitaldruck ist bei manchen Maschinentypen noch eine Vorbehandlung, das so genannte Primern notwendig. Zudem sollte mitbedacht werden, dass die sich Vorstufe für jeden Druckauftrag auf das jeweilige Papier einstellt.
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