Geschichte des Drucks – historische Meilensteine des Digitaldrucks
von Angela Woyciechowski,
Auch das jüngste Druckverfahren hat in seiner rund 80-jährigen Geschichte schon zahlreiche Entwicklungen und Innovationen erfahren. Auf der Suche nach einer Kopie auf Knopfdruck beginnt die Geschichte des Digitaldrucks 1938 in Amerika. Wie die bewegte Geschichte weitergeht, erfahren Sie in unserer Bildergalerie.
Der amerikanische Physiker und Patentanwalt Chester F. Carlson entwickelt die Elektrofotografie (Xerografie). Er lud eine mit Schwefel beschichtete Metallplatte elektrostatisch auf und belichtete sie mit einer Lampe. Zwischen Lampe und Metallplatte befand sich eine Glasplatte mit einem Schriftzug. Durch das Bestreuen mit Lycopodium (Bärlappsamen) wurde der Schriftzug sichtbar und auf ein Wachspapier übertragen. Ende der 1940er-Jahre erwarb die Haloid Company, heute als Xerox bekannt, eine eingeschränkte Lizenz zur kommerziellen Nutzung des Verfahrens.
Unter dem Namen "Model A" kommt der erste Fotokopierer auf den Markt. Für eine Kopie benötigte man damit zwei bis drei Minuten. 39 Schritte waren erforderlich. Neun Jahre später schafft der "Xerox 914", ein Bürokopierer für Normalpapier, bereits sechs Kopien pro Minute.
Die Basispatente von Xerox laufen aus und ermöglichen anderen Unternehmen, in die neue Technologie einzusteigen. So stellte beispielsweise Canon den Schwarzweißkopierer NP-1100 vor.
Mit dem Xerox 6500 kommt der weltweit erste Normalpapier-Farbkopierer auf den Markt.
IBM stellt mit dem "Modell 3800" den ersten Laserdrucker vor, der oft in Rechenzentren für Endlosformulare eingesetzt wird. Canon zieht mit dem "LBP 4000" nach und zwei Jahre später steigen auch Xerox und Siemens in den Laserdruck ein.
Die Einführung von Postscript gibt der Elektrofotografie neuen Schwung, erstmal eignet sich das Verfahren für die Druckindustrie. Der "Apple Laserwriter" ist 1985 der erste Postscript-fähige Laserdrucker.
HP entwickelt den thermischen Tintenstrahldruck und bringt den "HP Thinkjet" auf den Markt. Canon kontert mit dem Bubble-Jet-Drucker "BJ 80". 1987 präsentiert HP den ersten Farb-Tintenstrahldrucker "HP Paintjet".
Siemens stellt die LED-Plus-Technologie vor. Die LED-Drucker arbeiten ähnlich der Laserdrucker elektrofotografisch. QMS präsentiert den ersten farbigen Postscript-Drucker "Color Printer 30".
Mit dem "Kodak XL 7700 Digital Continous Printer" präsentiert Kodak ein Digitaldrucksystem auf Basis des Continous Inkjets. Mit der Entwicklung des Desktop-Publishings steigt auch die Nachfrage nach Produktionsdruckern mit hohem Durchsatz. Xerox reagiert mit der Schwarzweiß-Drucker-Reihe "Docutech", während HP die Resolution Enhancement Technology (RET) vorstellt.
Auf der Ipex stellen Indigo und Xeikon die ersten "echten" digitalen Farb-Produktionsdruckmaschinen vor. Während Benny Landas Bogendruckmaschine "E-Print 1000" auf Flüssigtoner-Basis arbeitet, setzte Xeikon mit seiner "DCP/1" schon damals auf den Rollendruck und das elektrofotografische Verfahren mit Trockentoner.
Océ bringt mit seinen großformatigen Maschinen "9700" und "9800" erstmals die "Copy Press Technology" auf den Markt. Bei ihr wird der Toner nicht mit Hitze, sondern mit Druck fixiert.
Die Heidelberger Druckmaschinen AG und Eastman Kodak gründen das Joint Venture "Nexpress Solutions". Ziel ist es, eine Hochleistungs-Farbdruckmaschine zu entwickeln. Kodak verkauft seinen Geschäftsbereich digitale Druckmaschinen und Kopierer zwei Jahre später an Heidelberg.
Das Multibit-Verfahren, das mehrere Graustufen pro Pixel ermöglicht, verbessert die Qualtität des Digitaldrucks deutlich. HP beteiligt sich an Indigo, Minolta übernimmt QMS.
Die erste Nexpress ist verfügbar.
Xerox entwickelt die Smartpress-Technologie, auf der später die iGen3 basieren wird. HP übernimmt Indigo endgültig. Minolta erhöht durch einen neuen Polymerisationstoner die Druckauflösung des Farblaserdrucks auf 2400 x 600 dpi.
Die Heidelberger Druckmaschinen AG steigt aus dem Digitaldruck aus und übergibt die Sparte an Kodak. Das Unternehmen kauft später auch Scitex Digital Printing und baut damit die Marke Kodak Versamark aus.
Konica Minolta stellt die Bizhub-Reihe für den hochvolumigen Produktionsdruck vor. Canon steigt mit der Imagepress in den professionellen Farbproduktionsdruck und HP nach der Übernahme von Scitex Vision in den Großformatdruck ein. 2006 entwickelt Océ mit der Gemini-Technologie sein Copy-Press-Verfahren weiter.
IBM und Ricoh gründen das Joint Venture Infoprint Solutions, das sich auf Endlosdrucksysteme konzentriert.
Auf der Drupa 2008 stehen Inkjetdrucksysteme im Fokus. Fujifilm stellt mit der Jetpress 720 die erste Inkjet-Bogendruckmaschine im B2-Format vor. Mit der Injket-Rollenmaschine Webpress nimmt HP auch den Zeitungsdurckmarkt ins Visier.
Das Joint Venture Infoprint Solutions geht im Mai 2010 vollstänig in den Besitz von Ricoh über. Manroland und Océ kooperieren. Canon übernimmt den Digitaldruckmaschinenhersteller Océ. 2011 beschließen die Heidelberger Druckmaschinen AG und Ricoh eine Partnerschaft.
Nach Fujifilm stellen noch weitere Hersteller digitale Bogendruckmaschinen im B2-Format vor: HP die Indigo 10000, Screen die Truepress Jet SX oder Konica Minolta die KM-1. KBA feiert die Premiere seiner Inkjet-Rotation Rotajet 76. Den größten Hype der Drupa 2012 löste jedoch Benny Landa mit seinen futuristischen Nanografie-Druckmaschinen aus. Basis der neuen Technologie sind die wasserbasierenden Nano-Inks, deren Pigmente so klein sind, dass sie in Nanometern bemessen werden. Noch während der Messe gibt Landa Kooperationen mit Komori, Manroland Sheetfed oder Heidelberg bekannt. Zudem kündigen sowohl Xeikon als auch Océ unter dem Namen Trillium bzw. Infinitstream digitale Druckmaschinen auf Flüssigtoner-Basis an.
Canon installiert die erste Océ Infinistream-Maschine bei der Verpackungsdruckerei Joh. Leupold. Ende 2013 gehen die Trillium-Maschinen von Xeikon in den Beta-Test.
Die ersten nanografischen Druckmaschinen sollen 2014 ausgeliefert werden. Im Dezember 2014 verschiebt Landa jedoch die Auslieferung des Flaggschiffs Landa S10 auf das zweite Halbjahr 2015. Die Inkjet-Druckmaschine im B1-Format wurde völlig neu konstruiert. Vorgriff: Auch im Frühjahr 2017 ist noch keine Maschine installiert, Betatests in Deutschland wurden verschoben. Ab November 2017 soll in den USA eine S10 in den Testbetrieb gehen.
KBA stellt neue L- und VL-Baureihen seiner Inkjetrotation Rotajet vor. Mit den Bahnbreiten, die nun bei 89 cm bis 130 cm und sogar 168 cm liegen, adressiert der Maschinenhersteller vor allem Dienstleister aus dem Umfeld des industriellen Drucks, unter anderem aus dem Bereich Dekordruck. 2016 und 2017 kommen noch weitere Bahnbreiten dazu, sodass die L-Serie inzwischen Breiten von 77 bis 138 cm umfasst und die VL-Serie auf einer Breite von bis zu 225 cm arbeiten kann.
HP und KBA stellen im Würzburger Werk die HP Pagewide Web Press T1100S vor, die für den Druck von Wellpappenverpackungen konzipiert wurde. Die Inkjetdruckmaschine besitzt eine Druckbreite von 280 cm und erreicht dabei laut Hersteller eine Druckgeschwindigkeit von 183 m/min. DS Smith Packaging ist der weltweit erste Anwender. In Deutschland nimmt im Frühjahr 2017 die zur Thimm Gruppe gehörende Christiansen Print GmbH die erste HP Pagewide Web Press T1100S in Betrieb.
Die Heidelberger Druckmaschinen AG feiert auf der Drupa 2016 die Weltpremiere seiner industriellen Digitaldruckmaschine Primefire 106. Die B1-Inkjetdruckmaschine (Formatbereich 70 x 100 cm) ist in Zusammenarbeit mit Fujifilm entstanden und basiert auf der Samba-MEMS-Druckkopftechnologie von Fujifilm Dimatix. Erster Pilotkunde ist seit 2017 MPS Obersulm. Ende 2017 soll zudem eine Primefire bei Colordruck Baiersbronn installiert werden.
Landa verkauft seine Metallografie-Technologie an den Spezialchemiekonzern Altana. Das auf der Drupa 2016 vorgestellte Verfahren ermöglicht es, in einem schmalbahnigen Prozess metallische Effekte auf Druckerzeugnisse aufzubringen. Landa will die noch erforderlichen Entwicklungs- und Konstruktionsarbeiten sukzessive auf den Altana-Geschäftsbereich Actega Coatings & Sealants übertragen. Actega will die Technologie in den kommenden Jahren zur Marktreife führen. Nachdem Xeikon zweieinhalb Jahre zuvor seine Toner-basierte Technologie "Cheetah" (Englisch für Gepard) vorgestellt hat, folgt nun der Einstieg in den Inkjetdruck. "Panther" heißt die im Rahmen des Xeikon Cafés 2017 vorgestellte neue Technologie, die erstmals in der neuen Xeikon PX3000 zum Einsatz kommt. Das UV-Inkjetdrucksystem ist speziell für die Etikettenproduktion entwickelt.