"Spürbarer Umsatzrückgang im 1. Halbjahr 2018"

Sanierung in Eigenverwaltung bei Neef+Stumme

Andreas Bauer, geschäftsführender Gesellschafter bei Neef+Stumme, erklärt am Beispiel des BMW-Händlermagazins "Emotion" die Möglichkeiten crossmedialer Kommunikation.

Die Neef+Stumme Premium Printing GmbH & Co. KG (Wittingen) hat wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens und Sanierung in Eigenverwaltung gestellt. Dem wurde durch das Amtsgericht Gifhorn entsprochen. Wie der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Bauer in einer Pressemitteilung schreibt, hätten deutlich rückläufige Volumina bei Kundenmagazinen zu einem spürbaren Umsatzrückgang im 1. Halbjahr 2018 geführt. Bauer: „Wir verlieren Aufträge nicht an den Wettbewerb, sondern Auflagen und Erscheinungsweise bei einigen Kundenzeitschriften sind stark rückläufig, Objekte wie zum Beispiel das BMW Magazin wurden komplett eingestellt.“

Andreas Bauer stellt auch fest, dass Neef+Stumme mit seinen aktuell rund 250 Mitarbeitern „hinsichtlich der Kostenanpassung bei rückläufigen Umsätzen eindeutig noch erhebliches Optimierungspotential“ habe. Wie es heißt, wurde durch die N+S-Geschäftsführung gemeinsam mit dem Hamburger Beratungsunternehmen Apenberg & Partner ein Restrukturierungskonzept erarbeitet. Diese Entwicklung sei schon 2017 mit umfangreichen Rationalisierungsinvestitionen eingeleitet worden. Das Restrukturierungskonzept habe für die folgenden 12 bis 18 Monate einen gestiegenen Liquiditätsbedarf gezeigt und eine „Bridge-Finanzierung“ erforderlich gemacht. Zwar habe man die Investitionen in 2017 und 2018 „problemlos tätigen“ können, „beim Versuch, eine zusätzliche Betriebsmittelfinanzierung für unser Unternehmen zu erhalten, waren wir aber nicht erfolgreich.“

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Neef+Stumme finanziert sich, wie es in der Pressemitteilung heißt, unter anderem durch eine stille Beteiligung, sog. Mezzanine-Kapital. Bauer: „Der Vorteil des Nachrangkapitals ist eine komfortable Eigenmittelquote. Der Finanzaufwand ist mit einer Verzinsung von 16% p.a. für unsere Branche aber einfach zu hoch.“ Jetzt, weniger als ein Jahr vor dem vertraglichen Laufzeitende, stelle diese Finanzierungskomponente eine zusätzliche Hürde dar. Bauer: „Der Finanzinvestor erwartet eine Rückzahlung des Nachrangkapitals, die bei uns engagierten Hausbanken erwarten, dass der Liquiditätsbedarf vorrangig durch Beiträge des Finanzinvestors gedeckt wird. Das passt nicht so richtig zusammen. Der Finanzmarkt bietet durchaus interessante Finanzierungsalternativen, z.B. KfW-Mittel. Für Umfinanzierungen stehen derartige Mittel aber leider nicht zur Verfügung.“

Eine Ausweitung des Engagements hat der bei Neef+Stumme engagierte Finanzinvestor schließlich abgelehnt. Bauer: „Die Entscheidung hat mich nicht wirklich überrascht.“ Man habe deshalb Antrag auf eine Sanierung in Eigenverwaltung aufgrund einer drohenden Zahlungsunfähigkeit „zum frühestmöglichen Zeitpunkt gestellt um das Heft des Handelns in der Hand zu behalten.“ Weiter heißt es in der Pressemitteilung, das Amtsgericht in Gifhorn habe der Eigenverwaltung und dem Wunsch, Rechtsanwalt Dr. Rainer Eckert zum vorläufigen Sachwalter zu bestellen, entsprochen. Außerdem wurde Rechtsanwalt Manuel Sack von Brinkmann & Partner durch das Unternehmen mandatiert und es wurde ihm für die Dauer des Verfahrens Generalvollmacht erteilt.

Laut Andreas Bauer verfügt Neef+Stumme noch über mehr als vier Mio. Euro Eigenmittel, es gebe keine Zahlungsrückstände, und auch das Umlaufvermögen ist positiv. Die Sanierung in Eigenverwaltung ermögliche es, die für die Restrukturierung erforderliche Liquidität zu schöpfen.

Die jetzige Firma Neef+Stumme Premium Printing war 2009 nach einer damaligen Insolvenz des Vorläufer-Unternehmens und einer „übertragenden Sanierung“ entstanden.

Kommentare zu diesem Artikel

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  1. Gute Qualität zu unterirdischen Preisen funktioniert führt eben zur 3.Insolvenz.
    Ich würde mir mal ne neue Strategie überlegen.
    Die Lieferanten sind mal wieder die Dummen und zu den Kunden sagt man alles läuft weiter, kein Problem.
    Toll!

  2. Folgender Satz aus dem Artikel sagt doch alles über die Strategie bei Neef+Stumme aus:
    “Die Sanierung in Eigenverwaltung ermögliche es, die für die Restrukturierung erforderliche Liquidität zu schöpfen”.

    Im Klartext also mit Hilfe des Staates das Unternehmen entlasten und dann genauso weiterwirtschaften… Die Dummen sind meiner Ansicht nach eher die Marktbegleiter! Konsequente Lieferanten und Kunden könnten das Problem sehr schnell lösen.

  3. Es ist für mich unverständlich, dass nach 2009 das Unternehmen N&S
    erneut einen Insolvenzantrag gestellt hat. Damals waren der Auslöser
    zwei Warenkreditversicherungen. Heute ist es das sog. Mazzanine –
    Kapital , was für eine komfortable Eigenkapitalquote sorgt, aber
    mit 16 % zu verzinsen ist und die sind in unserer Branche leider nicht
    zu verdienen. Was ist das für eine Aussage von Herrn Bauer? Wenn die Banken und Lieferanten der Druckindustrie
    so ein unternehmerisches Handeln ein weiteres mal unterstützen , indem sie dem Unternehmen N&S die Fortführung ihres Geschäftes ermöglichen, dann handeln Sie gegen alle anderen Druckereien, die
    sich solide aufgestellt haben, um die Herausforderung der Zukunft zu meistern. Sicher ist das bitter für alle Mitarbeiter, aber der aktuelle Arbeitsmarkt bieten gute Möglichkeiten, auch außerhalb der Druckindustrie.

  4. Sehr geehrter Druckhoch 9, Druckhoch 10, Druckhoch 11,
    (ich darf doch vermuten, dass Sie dieselbe Person sind)

    wie schön ist es doch, in der Anonymität des Internets Unwahrheiten und Halbwahrheiten zu verbreiten. Sie sind ganz offensichtlich weder ein Kunde, noch ein Lieferpartner oder Mitarbeiter unseres Hauses, denn dann hätten Sie zutreffende Informationen.

    Da Sie aber von “unserer Branche” sprechen, gehe ich davon aus, dass Sie ein Mitbewerber sind.

    Ich selbst agiere gerne “mit offenem Visier”. Outen Sie sich doch bitte, dann nehme ich gerne zu Ihren Aussagen Stellung.

    Andreas P. Bauer
    Geschäftsführender Gesellschafter
    NEEF + STUMME premium printing
    GmbH & Co. KG

  5. Unsere Druckbranche ist überfrachtet mit Druckkapazitäten und das nicht erst seit kurzer Zeit. Abgewirtschaftete Unternehmen künstlich am Leben zu erhalten, erwirkt nur weiterhin eine Verzerrung des Marktes und ist volkswirtschaftlich nicht zu vertreten. Bei Gesprächen unter Kollegen kommt immer wieder zum Ausdruck, dass eine Marktbereinigung dringend nötig ist.
    Es ist in der Vergangenheit solch reanimierten Unternehmen selten gelungen, sich für zukünftige schwierig bleibende Marktverhältnisse vernünftig wieder aufzustellen.

  6. Das Problem der Druckindustrie sind nicht “abgewirtschaftete Unternehmen” es ist die Branche selbst. Alle versuchen letztendlich nur noch auf Kosten ihrer Mitarbeiter zu überleben. 24 Tage Urlaub, keine JL, kein Urlaubsgeld, keine Schichtzuschläge. Es bleiben nur noch die Älteren die nichts anderes mehr machen können. Jüngere mit etwas Restintelligenz fangen erst gar nicht mehr in dieser Branche an. Die Banken sollten sich knallhart vollständig aus der Druckbranche zurückziehen und den notwendigen Reinigungsprozess beschleunigen. Wenn man überlegt welche Schweine in den letzten 20 Jahren durchs Dorf getrieben wurden: JDF, 3-D-Druck, Qualität blablabla. Alles ohne jeden Erfolg. Qualität ist selbstverständlich in jeder anderen Industriebranche selbstverständlich. Ich kaufe seit 20 Jahren jedes Jahr meine Kataloge günstiger ein. Alles ist vollkommen vergleichbar, ich kann vor allem das Servicegeschwätz nicht mehr hören. Das einzige was bleibt sind die überdimensionierten Fahrzeuge der Verkäufer der Druckereien. Aber es ist für die Unternehmer einfacher ihren Mitarbeitern die Gehälter zu kürzen, als selbst fulltime Vertrieb zu machen.